Fiktive Szene einer Nacht aus der TelefonSeelsorge
01:25 Uhr
Der Anrufer sagt, er sei kaputt, am Ende. Viele Dinge von frühester Kindheit an haben sein Leben vergiftet: Sexuelle Gewalt des Vaters, Unterbringung auswärts, Suizid der Mutter. Später eine innige Beziehung zu einer Frau, die plötzlich verstarb. Der Anrufer weint am Telefon und klingt ganz verzweifelt. Psychotherapeutische Begleitung half nur kurzzeitig. Wirklich, kaum Lichtblicke in seinem Leben. Er wundert sich, dass er bei uns in der TelefonSeelsorge immer noch ankommen kann und bedankt sich, dass wir ihn nicht wegschieben. Dass er sich nicht aufgegeben hat, erfüllt mich mit Respekt. Als ich ihm das sage, stutzt er zunächst. Sein Weinen wird schwächer. Er erzählt von schönen Erlebnissen, von den Dingen, an denen er sich immer wieder aufrichtet. Musik, Natur – und der Funke Hoffnung, dass er wenigstens bei Gott nicht abgeschrieben ist. Das Gespräch bekommt eine Wendung – und wir tasten uns ganz behutsam vor, was uns der Glaube bedeutet. Der Anrufer wirkt jetzt ruhig und sagt, er fühle sich getröstet. Also vielleicht doch ein kleiner Lichtblick – ich jedenfalls fühle mich beschenkt durch dieses Gespräch mit einem Überlebenskünstler.
02:05 Uhr
Der Anrufer kann sich verabschieden und bedankt sich für das hilfreiche Gespräch.
02:15 Uhr
Die Seelsorgerin nimmt den nächsten Anruf entgegen. Die Anruferin leidet an Ängsten. Sie ist dankbar für ein offenes Ohr in der Nacht.
Die TelefonSeelsorge in Wuppertal wird durch das Engagement von rund 90 ausgebildeten ehrenamtlichen Mitarbeitenden getragen. Für die professionelle Qualifikation, die Supervision und einen angemessenen Arbeitsplatz fallen Kosten an. Mit Ihrer Spende helfen Sie der TelefonSeelsorge bei Ihrer Arbeit. Nutzen Sie dafür das Online-Spendenformular. Wir danken Ihnen für die Unterstützung.
Kontakt:
Pfarrerin Jula Heckel-Korsten
Kirchplatz 1
42103 Wuppertal
Telefon: 0202 97440-831
Email: heckel-korsten@telefonseelsorge-wuppertal.de